Pflegepersonal und pflegende Angehörige

Eine Vielzahl von Menschen ist heute mit Pflege befasst, ob als pflegende Angehörige, als Ehrenamtliche oder als professionell Pflegende. Sie erbringen Pflegeleistungen oder beschäftigen sich mit deren Organisation.

Die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland wird in den kommenden Jahren und Jahrzehnten noch weiter deutlich wachsen, vor allem in Relation zur perspektivisch rückläufigen Bevölkerungszahl. Damit werden zugleich die gesellschaftspolitische Bedeutung der Pflege und die mit ihr verbundenen Herausforderungen weiter zunehmen und vielfältige Fragen aufwerfen.

Die professionell Pflegenden stehen im Fokus des Pflege-Reports 2019

Der Pflege-Report 2019 wendet sich vor diesem Hintergrund unterschiedlichen Maßnahmen zu, die zur Sicherung eines quantitativ wie qualitativ hinreichenden Angebots an Pflegepersonal erforderlich sind. Der Report beleuchtet unterschiedliche Ursachen der heutigen Personalnot, zeigt mögliche oder bereits eingeschlagene Lösungswege auf und diskutiert hierbei bestehende Herausforderungen und zu erwartende Auswirkungen.

Neben den professionell Pflegenden spielen auch Familien eine maßgebliche Rolle, wenn es um die Pflege geht. Mehr als zwei Millionen Menschen werden derzeit in eigener Häuslichkeit durch Angehörige gepflegt. Um die Betreuung zu Hause zu erleichtern, stellt die Pflegeversicherung ihnen und ihren pflegenden Angehörigen eine Reihe an Angeboten zur Verfügung. Die Angebote werden jedoch nur von einer Minderheit genutzt.

Nur etwa jeder dritte Pflegebedürftige nutzt Verhinderungs- und Kurzzeitpflege

Lediglich jeder dritte ambulant versorgte Pflegebedürftige (31,6 Prozent) nahm 2015 mindestens einmal die Verhinderungspflege oder eine Kurzzeitpflege in Anspruch. Das Angebot der Tages- und Nachtpflege nutzten sogar nur fünf Prozent Pflegebedürftiger.

Die Inanspruchnahme unterscheidet sich kaum zwischen Pflegebedürftigen, die ausschließlich Geldleistungen beziehen, und solchen, bei denen auch ein Pflegedienst in die häusliche Versorgung eingebunden ist. Deutliche Unterschiede gibt es dagegen je nachdem, wie lange diejenigen, die 2015 das Angebot nutzten, bereits pflegebedürftig waren. Während bei der Tages- und Nachtpflege jeder vierte (26,5 Prozent) und bei der Kurzzeitpflege rund jeder dritte Nutzer (30,8 Prozent) kürzer als ein Jahr pflegebedürftig war, wurde die Verhinderungspflege erst deutlich später im Pflegeverlauf zur Unterstützung genutzt. Die deutliche Mehrzahl (56,4 Prozent) der Nutzer von Verhinderungspflege ist bereits länger als drei Jahre pflegebedürftig.

Um herauszufinden, woran das liegt, hat das WIdO im Jahr 2015 eine Befragung unter 1.000 Hauptpflegepersonen durchgeführt. Sie zeigt, dass nicht alle Pflegebedürftigen die zusätzlichen Unterstützungsangebote der Pflegekassen kennen. Gleichzeitig sagt jeder vierte Pflegehaushalt, der weder Pflegedienst noch Tages- und Nachtpflege oder Kurz- und Verhinderungspflege in Anspruch nimmt, dass er genau diese Leistungen eigentlich benötige. Bei den Befragten, die aufgrund ihrer Angaben als hoch belastet eingestuft werden können, ist das Ausmaß des nicht realisierten Unterstützungsbedarfs noch größer. So gaben rund 35 Prozent der „Nicht-Nutzer“ aus dieser Gruppe an, Bedarf an einem Pflegedienst zu haben.

Die Gründe dafür sind vielfältig: In der Wahrnehmung von rund der Hälfte der befragten Nicht-Nutzer sind die Angebote zu teuer. Ein nicht unbedeutender Anteil der Befragten gibt zudem an, es gebe keine passenden Angebote in der Nähe. Andere relevante Gründe sind:

  • schlechte Erfahrungen,
  • unklare Beantragung,
  • zu hoher Aufwand, um Angebote zu erreichen.

Am auffälligsten ist jedoch: Rund die Hälfte der Nicht-Nutzer gibt auch an, dass die gepflegte Person nicht durch Fremde oder mit anderen Fremden betreut werden möchte. Je älter der pflegende Angehörige ist, umso häufiger wird dies gesagt. Die Wahrnehmung, wie Pflege zu arrangieren ist, scheint zwischen den Generationen folglich unterschiedlich zu sein. Für die Gruppe der hoch Belasteten gilt wiederum: Alle genannten Aspekte erfahren eine noch deutlichere Ausprägung.

zur Übersicht Pflege